Design Democracy beim Hessischen Familientag 2023

Am 14.7.2023 um 18h war es endlich soweit: die Posterausstellung "Vielfalt Familie" wurde auf dem Hof des Alten Hauses in Lampertheim-Hofheim eröffnet. Es gab kurze Begrüßungsreden, u.a. von Susanne Kolb (Diakonie Bergstraße), Anette Jansen & Heike Kissel-Eltrop (Altes Haus), Marius Schmidt (Erster Stadtrat von Lampertheim) sowie Dr. Ulrich Kuther von der Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie. 

Das Foto zeigt achtzehn der ausgestellten Poster. Sie sind über die komplette Wand eines Ausstellungsraumes angebracht.

Das Foto zeigt zehn der ausgestellten Poster. Man steht direkt vor ihnen.

 

Die Ausstellung: Traditionelle Familientisch trifft gradlinige Posterwand


Danach ging es in den Ausstellungsraum, wo ein traditioneller Familientisch einen starken Kontrast zu der vielfältigen, inhaltlich modern ausgerichteten Posterwand bildete. Der Tisch als traditioneller Ort der Zusammenkunft diente als Mittelpunkt der Gesprächsrunde. Bei Getränken und Snacks gab es dann die Möglichkeit, die Poster eingehend zu betrachten.

Das Foto zeigt den Ausstellungsraum, in dem sich der Familientisch befindet. Es hängen fünf Poster an einer Wand, die gerade von einem Besucher betrachtet werden. Es sind auch noch andere Gäste in dem Raum, die sich teilweise miteinander unterhalten. Durch eine offene Tür kann man in den Nebenraum schauen, in dem eine Wand komplett mit Postern plakatiert ist.

Das Foto zeigt den Ausstellungsraum, der an einer Wand komplett mit Postern plakatiert ist. Man hat direkten Blick auf die Poster. Vor ihnen stehen einige der Besuchenden, welche sich angeregt miteinander unterhalten.


Ein neues Format für Design Democracy: Die Gesprächsrunde


Die Gesprächsrunde wurde im Fishbowl-Format durchgeführt: In einem Sitzkreis gibt es neben den festen Teilnehmer*innen 1-2 Stühle für wechselnde Diskussionsteilnehmer*innen aus dem Publikum; nach Ende ihres Redebeitrags kehren sie wieder ins Publikum zurück. Dieses Format bietet die Möglichkeit, dass sich jede Person aus dem Publikum zur Gesprächsrunde mit dazusetzen und mitdiskutieren, also aktiv an ihr teilhaben kann. 

Feste Diskussionsteilnehmer*innen waren hier regionale Vertreter*innen aus Lampertheim, welche in Vorgesprächen 1-2 Poster pro Person auswählten, die sie besonders inspirierend oder berührend fanden. Davon ausgehend und geleitet durch geschickte und respektvolle Moderation, ergaben sich spannende, emotionale und auch berührende Diskussionen.

Die Moderation der Diskussionsrunde übernahm Anja Ostrowski vom Adinet Südhessen, das übrigens ebenfalls ein Projekt von unserem Trägerverein Fabian Salars Erbe e.V. ist! Als feste Besetzung der Gesprächsrunde waren Johannes Schramm von der LSBT*IQ-Netzwerkkoordination Südhessen und Sonja Niederhöfer, die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Stadt Lampertheim, anwesend.

Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus der Gesprächsrunde. Es sitzen Menschen auf den Stühlen am Familientisch und in den Ecken des Raumes. An einer Wand hängen fünf der ausgestellten Poster. Man selbst steht mit dem Rücken zum Ausstellungsraum, der an einer Wand komplett mit Postern plakatiert ist.


In familiärer Atmosphäre über die politische Seite von Familie


Insgesamt war die Stimmung sehr familiär und angenehm. Es wurde darüber gesprochen, was Familie emotional bedeutet, dass man sich Rückhalt gibt und Verständnis füreinander aufbringt, dass dies jedoch leider nicht in allen Familien gegeben ist. Bspw. queere Personen bekommen beim Outing Probleme mit ihrer leiblichen Familie und werden von dieser – auch heute noch – oft nicht akzeptiert. 

Auch wurden die Schwierigkeiten geflüchteter Menschen thematisiert, denen der Familiennachzug verwehrt und somit eine echte Integration erschwert wird. Auch wurde zur Sprache gebracht, dass geflüchtete Menschen mit fünf oder mehr Kindern in Deutschland kaum passenden Wohnraum finden, sowohl in puncto Wohnungsgröße als auch bezahlbarer Miete.

Persönliche Geschichten zum Thema Vielfalt Familie


Es wurde auch manch persönliche Erfahrung geteilt, z.B. die Gedanken einer alleinerziehenden Person nach der Scheidung, die sich fragte, ob sie “allein” mit Kindern, ohne das zweite Elternteil, überhaupt noch eine Familie darstellt. 

Ebenso wurde thematisiert, dass eine unbürokratische Beziehung gesellschaftlich und gesetzlich nicht gleichberechtigt zur Ehe anerkannt ist und welche Hindernisse und Benachteiligung dies mit sich bringt. Möchte die Partnerperson bspw. Informationen zum Zustand einer erkrankten Partner*in während eines Krankenhausaufenthalts erhalten, so muss eine extra Verfügung vorgelegt werden. Hat die Partnerpersonen einen Migrationshintergrund, so ist es extra kompliziert. Es ist ihr nicht möglich, eine Kontovollmacht zu erhalten, um z.B. stellvertretend für die erkrankte Person zu agieren.

Das Foto zeigt den Außenbereich und die Ausstellung im Hof. Auf einer Spanplatte sind Poster angebracht. Die gleichen Poster hängen in dem Ausstellungsraum, dessen eine Wand komplett mit Poster plakatiert ist. Man steht nicht direkt vor der Spanplatte, sondern links versetzt davon. Zwischen einem selbst und der Spanplatte steht ein Tisch mit einem Pflanzengedeck und verschiedene Gartenstühle mit Sitzauflagen.


Herausforderungen & Vorteile der modernen Familie


Es wurde deutlich, wie sich das Bild der Gesellschaft bzgl. Familie und Fürsorge somit auch negativ und verunsichernd auf Personen und Beziehungen auswirkt. Und wie viel mehr Arbeit von Einzelpersonen geleistet werden muss, um im nicht-ehelichen Rahmen füreinander sorgen zu können. Auch wurde klar, wie das wiederum zusätzlich durch rassistische, queerfeindliche u.a. Diskriminierung in der Gesellschaft erschwert wird.
Aber auch die positiven Seiten von Familie wurden immer wieder deutlich. Die Liebe, der Rückhalt und die gegenseitige Unterstützung – ganz unabhängig von der Blutsverwandtschaft, der Herkunft, dem Geschlecht oder der Sexualität.

Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus der Gesprächsrunde. Es sitzen Menschen auf den Stühlen am Familientisch und an den Wänden des Raumes. An einer Wand hängen fünf der ausgestellten Poster. Man kann in den Ausstellungsraum sehen, der an einer Wand komplett mit Postern plakatiert ist.


Vielfalt Familie in Lampertheim – Dank eurer Unterstützung!


Wir freuen uns, dass wir durch die Ausstellung vom 14.7.-29.7.23 und die Diskussionsrunde am 14.7.23  eine vielfältige Perspektive auf das Thema Familie nach Lampertheim bringen und so einen modernen Blick auf das Thema Familie zum Hessischen Familientag beitragen konnten.

Wir danken allen Beteiligten für das Verwirklichen dieser Ausstellung, insbesondere unserem Trägerverein Fabian Salars Erbe e.V., Susanne Kolb von der Diakonie Bergstraße, Anette Jansen & Heike Kissel-Eltrop vom Alten Haus und natürlich allen Gestalter*innen, die ihre Poster bei uns eingereicht haben und uns die Erlaubnis gaben, ihr Poster auszustellen!

Ausgestellt wurden die Motive von: Alexander Giese, Lisa Jasch, Magdalena Skala, Birgit Lang und Candy Karl, Karsten Rohrbeck (Büro Gestalten, Köln), Marius Ahlborn, Ella Pohl, Thea Becker, Theresa Rosa Schneider, Celina Otto,  Maria Isabel Grunwald, Ann-Marie Behncke, Jannis Jelto Witzel, Anna Koptenko, Tobi Mania, Andreas Gnass, Lea Johanna Becker, Marie Bauer & Katharina Koch, Anna-Lena Schmitt (büro bungalow), Chiara Schwarz & Janine Wichmann-Paulus, Yvonne Moser (büro bungalow), Iven Sohmann, Philip Jursch, Charlie Singer-Fischer, Patricia Meiert, Julia Schygulla, Denisa Holzapfel